Pressefreiheit
«Die Zeit ist hoffentlich vorbei, wo irgendeine Verteidigung der Pressefreiheit als Sicherung gegen eine verderbte oder tyrannische Regierung nötig wäre. Wir brauchen vermutlich kein Argument dafür, dass es einer Regierung, deren Interessen nicht völlig mit denen des Volkes übereinstimmen, nicht erlaubt sein kann, dem Volke Meinungen vorzuschreiben und zu bestimmen, welche Lehre und welche Argumente man hören darf.»
John Stuart Mill (1806-1873) in „Über die Freiheit“
Veränderung – das Paradoxe des Wandels
«Wir sind alle mit der Idee der Veränderung beschäftig, und die meisten gehen da heran, indem sie Programme machen. Sie wollen sich ändern. ‚Ich sollte so sein‘ und so weiter. Was aber tatsächlich geschieht, ist, dass die Idee, einer vorsätzlichen Änderung niemals, nie und nimmer, funktioniert. Sobald man sagt: ‚Ich möchte mich ändern‘ – ein Programm aufstellt -, wird eine Gegenkraft in einem erzeugt, die von der Veränderung abhält. Änderungen finden von selbst statt. Wenn man tiefer in sich hineingeht, in das, was man ist, wenn man annimmt, was da vorhanden ist, dann ereignet sich Wandel von selbst. Das ist das Paradoxe des Wandels.»
Fritz Perls, zitiert von Ute Lauterbach in „Raus aus dem Gedankenkarussell“
Zuversicht ist …
«(…) eine Kraft der Hoffnung, wo andere resignieren, eine Kraft, den Kopf hochzuhalten, wenn alles fehlzuschlagen scheint, eine Kraft, Rückschläge zu ertragen, eine Kraft, die die Zukunft niemals dem Gegner lässt, sondern sie für sich in Anspruch nimmt.»
Dietrich Bonhoeffer, Theologe und Widerstandskämpfer
Das wahre Glück des Augenblicks (Textauszüge von Jens Lipski)
(…) Indem ich das, was im Augenblick tatsächlich passiert, nicht anerkennen wollte, verhielt ich mich aber wie jemand, der vor einer Mauer steht und unbedingt mit dem Kopf durch die Wand will, weil er der Meinung ist, dass es die Mauer nicht geben sollte. Indem er dauernd gegen die Mauer anrennt, verletzt er sich jedoch nur selbst. (…) Glück ist dann da, wenn ich die Wirklichkeit des moments anerkenne und daher mit dem augenblicklichen Geschehen eins bin, egal, worin es besteht. (…) Wenn ich die augenblickliche Wirklichkeit anerkenne und sie bejahe, bin ich sogar grundlos glücklich, da mein Glück nicht mehr von den Bedingungen des Augenblicks abhängt. Und ein Glück, das von keinen Bedingungen abhängt, ist tatsächlich das wahre Glück.
«Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.»
Aristoteles
Gefunden im Kinderfilm „Nanny McPhee“:
«Wenn ihr mich braucht und nicht wollt, dann bleibe ich. Wenn ihr mich wollt, aber nicht braucht, dann gehe ich.»
Ganz im Sinne von Jorge Bucay: Kindern erzählt man Geschichten zum Einschlafen, Erwachsenen zum Aufwachen.
Wer lehnt schon einen Auftrag ab?! Hilfreicher wäre die Frage «Unter welchen Umständen nehme ich einen Auftrag an?».Wie mich diese Frage gefunden hat:
In Zeiten wie jenen im März 2021 freue ich mich über die einzelnen kleinen Anfragen, die nun so ganz zögerlich per Mail eintreffen. Kleine Häppchen, die hoffen lassen. Keine Prozessbegleitungen, bloss einzelne Sitzungen. Immerhin! Ich kann wieder arbeiten und fühle mich gebraucht. Ein kleines Portiönchen Existenzberechtigung ist darin auch enthalten. Ich komme wieder auf Spur.
Bis ich diese eine Anfrage lese. Eine Berufskollegin möchte mir einen ganzen Tag Strategiearbeit in einer Organisation abtreten.
Mein inneres Team springt an.
Die Businesswoman: «Klar. Machen wir. Das bringt Geld und Renommée.»
Die Beraterin: «Das kann ich, das liegt mir. Ich müsste noch etwas mehr wissen, um mir ein Bild machen zu können. Bisher habe ich das richtig gut hingekriegt.»
Die Zweiflerin: «Aber die haben doch meine Kollegin angefragt… Zudem bin ich schon lange aus der Übung. Ich sollte wohl eher mit kleinen Aufträgen wieder warmlaufen. Nicht dass ich mich als völlig unfähig erweise…»
Die Bescheidene: «Das machen andere bestimmt viel besser. Also, wenn eine andere das übernimmt, nur zu.»
Die Hilfsbereite: «Ich kann meine Kollegin doch nicht hängen lassen. Das übernehme ich für Sie – sie kann sich auf mich verlassen.»
Die Sicherheitsbeauftragte: «Was sind die Risiken? Stehen die im Verhältnis zum Gewinn?»
Die Anerkennungshungrige: «Eine neue Bühne – wunderbar! Ich kann ihnen echt was bieten.»
Die Soziale: «Die Organisation braucht Bewusstheit über Werte und verantwortliches Handeln. Da leiste ich einen wichtigen Beitrag.»
Und eine ganz feine, leise Stimme sagt nein.
Weil sie mich kennt und weiss, dass ich einen riesengrossen inneren Druck aufbauen würde. Weil mein Energieverlust in dieser konkreten Situation sich nicht in Bruchteilen bezahlen liesse. Weil ich nicht in dieses Setting passe. Weil ich am Tag davor mit mir hadern, eine schlaflose Nacht verbringen und dann sehr angespannt in den Tag starten würde. Angespannt durch den Tag leiten würde, mich dabei angestrengt souverän und entspannt gebend. Danach würde ich mich erledigt und kraftlos zum Auto schleppen.
Die Lernhungrige: «Aber wäre das nicht eine grosse Chance, mich auf ganz unbekanntes Terrain zu wagen?»
Dieses Argument hat mich früher jeweils umgestimmt. Dem konnte ich mich einfach nicht entziehen. So habe ich viel gelernt, ausprobiert und erfahren. Und meine Selbstfürsorge ist dabei nebenbei gewachsen und beendet die innere Diskussion mit «Nein, Danke. Das passt nicht zu mir.».
Ruhe kehrt ein.
Ohne Struktur in der Zeit verloren?
Zeitblase – Zeit mit einer homöopathischen Dosis von Müssen und einer immensen Dosis von Können und Dürfen. Ganz wenig Fremdbestimmung durch Vorgaben und Strukturen, enorm weite Freiräume, die gefüllt werden können.
Endlich Russisch lernen, Spanisch auffrischen oder Englisch wiederbeleben? Oder doch lieber die Stapel von Fachliteratur abtragen? Ein Buch pro Tag sollte drin liegen. Zu kurz gekommene Beziehungen pflegen – oder vielmehr aufpäppeln? All das Hintenangestellte in den Vordergrund rücken? Die Struktur und die klaren Aufgaben fehlen – und nun werden wir überflutet von anstehenden Entscheidungen, die nicht befriedigend gefällt werden können. Denn jede Entscheidung für eine Option ist zugleich eine Entscheidung gegen alle anderen Optionen.
Nach innerem Ringen, Zaudern und Abwägen lege ich mich auf etwas fest, beginne und haltenach einer gewissen Zeit hadernd inne: «War es das Richtige? Hätte ich nicht besser doch das andere tun sollen?». Es wird Abend. Ermüdet durch die inneren Kraftakte des sinnvollen Auswählens geniesse ich das Zuhause-bleiben-Müssen. Kein Entscheiden notwendig zwischen Theaterbesuch, Feierabenddrink oder Kinoabend. Zu Hause bleiben. So einfach. So entspannend.
Schaue ich jetzt einen Film oder lese ich ein Buch? Oder doch die Zeitschrift? Vielleicht gehe ich einfach früh schlafen…
Und ewig ruft die Multioptionsgesellschaft (nach Peter Gross)….
Spiel und Ernst
Voller Freude auf einen angenehm lockeren Spielabend bin ich als Gästin gekommen. Zu fünft sitzen wir nun am Tisch, der Ehemann der Gastgeberin in der Rolle als aufmerksamer Kellner. Ein Satz zu dieser Rollenaufteilung muss reichen: «Mit meiner Frau spiele ich nicht.»Aha. Es soll ja Menschen geben, die wollen nicht spielen. In dieser Runde lerne ich, dass es auch Menschen gibt, die können nicht spielen.
Die Karten sind verteilt, das Geschicklichkeitsspiel beginnt. Erst staune ich, dann bin ich irritiert: so kenne ich mein Gegenüber gar nicht. Die stille, zurückhaltende Frau ist verschwunden und mir gegenüber sitzt ein aufbrausender Grobian. In Rage, verkrampft und verbissen um Karten kämpfend. Als ginge es um das Haus, den Hund und das Kind.
Den Rest des Abends bringe ich hinter mich. Der Rotwein macht ihn etwas erträglicher. Und gedanklich sende ich dem Ehemann die Botschaft: «Mit deiner Frau werde ich nie mehr spielen.» Auf dem Nachhauseweg denke ich an Dietrich Döners Aussage: «Wer Spiel nur als Spiel betrachtet und Ernst nur als Ernst, hat beides nicht verstanden.» und möchte sie ergänzen: Wer Spiel mit Ernst verwechselt, wird beidem nicht gerecht.
Dietrich Dörner: Die Logik des Misslingens
Klappe, die erste
4.50 Uhr. Ich wache auf, schaue auf den Wecker und ärgere mich, dass ich über eine Stunde zu früh aufgewacht bin. Nun kann ich bestimmt nicht mehr einschlafen und werde den ganzen Tag schlapp sein. Vehement werfe ich mich auf die andere Seite und überlege, woran es wohl liegen könnte, dass ich so schlecht schlafe. Ich wälze mich von links nach rechts und wieder zurück. Das wird ein übler, langer Tag werden. Echt jetzt.
Klappe, die zweite
4.50 Uhr. Ich wache auf, schaue auf den Wecker und realisiere, dass ich diese Nacht wohl weniger Schlaf gebraucht habe. Ich gehe zum Fenster, öffne es und stehe im frischen Luftzug. Stille. Nicht ganz. Die ersten Vögel scheinen zeitgleich mit mir erwacht zu sein. Erst nur ein verhaltenes Pfeifen, welches andere Vögel zu animieren scheint, ebenfalls einzustimmen. Ich lege mich zurück ins warme Bett und horche dem imposant ansteigenden Vogelkonzert. Was für ein Tag!
Klappe, die dritte
4.50 Uhr. Ich schlafe weiter.
Kondensationskerne
Kondensationskerne sind oft Partikel, die stören – man denke da nur an die Perlengenese in der Muschel. Liesse sich Ähnliches von den Störungen des Lebens behaupten? Dass uns das Leiden offener macht für das Wesentliche? Ganz im Sinne von Viktor Frankl, der Leiden als Leistung betrachtete? Leiden nicht verherrlichen, sondern vielmehr als Gelegenheit zur Verdichtung und Ausweitung zugleich würdigen?
Die Antworten muss jede und jeder für sich selber finden. Immer wieder.
«Wo hab ich mich da hingedacht und will ich das entfalten?»
Michael Strandberg
Vernissagen-Erkenntnisse
Beinahe so faszinierend wie die Kunstgegenstände sind die Besucher und Besucherinnen: die scheuen Suchenden neben den vor Selbstbewusstsein Strotzenden; die Höflichen neben den Rüpeln; die Dankbaren neben den fordernd Gierigen. „Noch ein Bier!“ Die zuvor georderten Getränke in einem Tempo runtergestürzt, als wäre dieser Gast ein Kamel vor einer Wüstendurchquerung.
Mein Puls steigt: Wie können die nur!?! Was massen die sich an? Wo bleiben Anstand und Masshaltung? Die von den Häppchen fallenden Deko-Tomaten oder Eierstückchen werden ignoriert – partielle Blindheit? Ich koche innerlich … und merke gar nicht, dass auch ich in eine Schublade passe: die Selbstgerechten, die den Hang dazu haben, den anderen und sich selbst die gute Laune zu verderben.
Fokus weg vom Dysfunktionalen hin zum Funktionalen: Ich sehe den Galeristen mit Grossmut und Freundlichkeit ausschenken und aufräumen. Und zu Hause lese ich ein Zitat von Markus Mirwald: „Manch einer begreift erst im Rückblick: Wir sind selbst dafür verantwortlich, mit welcher Perspektive wir in die Welt blicken.“
«Was uns anzieht, ist immer das Lebendige. Glücklich zu sein, ist nicht das Wichtigste im Leben, sondern das Lebendige.»
Erich Fromm
«Ich mag diesen Mann nicht. Deswegen muss ich ihn besser kennen lernen.»
Abraham Lincoln
«Jenseits von richtig und falsch gibt es einen Ort.
Hier können wir einander begegnen.»
Rumi
der Platz eines Buchstabens entscheidet über die Bedeutung…
Ausserirdische existieren. Oder ein ausserirdischer Sexist?
Um Inhalte zu bewahren und haltbar zu machen, sei eine Dichtung empfohlen.
Nichts kann eindringen, nichts geht verloren. Verschlossenheit als Qualität. Und das gilt nicht nur für Einmachgläser. Ganz im Sinne von Fritz B. Simon: „Wer immer offen ist, ist nicht ganz dicht.“ Den richtigen Zeitpunkt abwartend ist es eine Freude, wenn der Deckel geöffnet wird von der Person, welcher der Inhalt gehört. Vertraulichkeit und Verschwiegenheit als eine Beziehungsqualität, die es zu kultivieren gilt.